von Rosalie Hoffmann, Hannah Dunkelmann & Lara Ehgartner

Am 20. September 2024 durften wir drei uns auf den Weg nach León, Nicaragua begeben, um dort die folgenden drei Monate zu verbringen. Diese großartige Möglichkeit wurde uns durch die Städtepartnerschaft Salzburg-León eröffnet. Wir waren nun schon die dritte „Generation“ an Absolventinnen des Musischen Gymnasiums, die das Personal der Preescolar Los Carlitos in ihrer Arbeit unterstützen durften – und dabei die ersten, die als Trio anreisten.

Unsere Motivation für diese Reise war vielschichtig: Der Traum vom Reisen, die Arbeit mit Kindern, die uns schon immer gefallen hat und wir als sehr erfüllend empfinden, sowie unser Interesse an der spanischen Sprache. Diese Kombination machte das Projekt für uns besonders reizvoll. Vor der Abreise waren wir aufgeregt, voller Vorfreude, aber natürlich auch etwas nervös.

Wir alle drei sind sehr dankbar für diese Erfahrung. Nicht nur, weil wir ein wunderschönes mittelamerikanisches Land bereisen konnten, sondern vor allem für die unvergessliche Zeit mit den Kindern. Zudem konnten wir unser in der Schulzeit erlerntes Spanisch anwenden, verbessern und einige typisch nicaraguanische Wörter lernen.

Die ersten Tage nach unserer Ankunft waren ehrlich gesagt etwas überwältigend. So viele neue Eindrücke prasselten auf uns ein: Die fremde Sprache, die freundlichen, aber uns unbekannten Menschen, die beeindruckende Vulkanlandschaft und vor allem die vielen ungewohnten Gerüche. All das musste erst einmal verarbeitet werden.

Untergebracht waren wir im Hostal Casa Belinda und bereits nach kurzer Zeit fühlten wir uns dort auch schon ein bisschen wie daheim. Unsere ersten Begegnungen mit den Kindern in der Preescolar waren ebenfalls unglaublich herzlich. Die meisten Kinder waren von Anfang an offen und neugierig, wodurch wir uns sofort willkommen füllten und wir vermissen unsere Schützlinge jetzt schon. Uns begegneten natürlich auch kulturelle Unterschiede, an die wir uns erst gewöhnen mussten: das ständige Pfeifen der Männer auf der Straße oder der allgegenwärtige Spitzname „chelita“ für uns Europäerinnen. Eine der größten Herausforderungen war anfangs aber definitiv das Klima – es war einfach unglaublich heiß!

In der Preescolar wurden wir den fünf verschiedenen Klassen zugeteilt und unterstützten die Lehrerinnen wo wir nur konnten. Wir starteten den Tag oft mit verschiedenen Spielen und danach wurde entweder Spanisch oder Mathematik unterrichtet. In den Pausen sorgten wir mit vielen sportlichen Spielen für Unterhaltung, damit sich die energetischen Kinder nach dem langen Stillsitzen auch ein wenig auspowern konnten. Im Oktober begannen wir dann mit den Proben für die Tanzaufführung und übten nun die fünf einstudierten Tänze mit den jeweiligen Nivels. Die Tanzproben machten sowohl den Kindern als auch uns sehr viel Spaß und am Tag der Aufführung waren wir drei wirklich sehr stolz auf unsere Schützlinge.

Mit den Kindern durften wir so viele unglaubliche Momente sammeln. Schon allein unser Betreten des Kindergartens sorgte bei ihnen für unglaubliche Aufregung und Freude. Alles wurde dann stehen und liegen gelassen, um uns zu begrüßen. Häufig stürmten mehrere Gruppen verschiedener Nivels auf uns zu, um uns zu umarmen, oder am besten gleich durch die Luft gewirbelt zu werden. Wir fühlten uns schon fast wie Prominente. Und für die Kinder, unseren Fanclub waren wir das bestimmt auch ein bisschen. Es bereitete uns eine Riesenfreude zu sehen, wie auch die schüchternen Kinder nach und nach Vertrauen zu uns fassten und unsere Nähe suchten. Hin und wieder wurde natürlich auch an unseren Haaren gerissen, aber im Großen und Ganzen wurden wir von allen sehr liebevoll aufgenommen. Manchmal bekam man sogar ein „te quiero mucho“ zu hören.

Neben Pyjama- und Geburtstagspartys durften wir auch den Tag der Indigenen Bevölkerung mitfeiern. Es gab traditionelles Essen wie Huhn und Yuca und natürlich besonders viel Gallo Pinto. Die Kinder trugen an diesem Tag wunderschöne bunte Kostüme. Stolz marschierten sie beim Straßenumzug zum Takt der Musik von Trommeln und Rasseln. Danach wurde noch reichlich Pinolillo getrunken. Neben den Kindern sind uns auch die Lehrerinnen sehr ans Herz gewachsen. Besonders freuten wir uns, wenn wir aktiv beim Unterrichten helfen und kleinere Aufgaben übernehmen konnten. In den Pausen hatten wir manchmal auch Zeit, uns mit den Lehrerinnen zu unterhalten, bekamen ein paar Reisetips und manchmal teilten sie sogar ihre eigene Jause mit uns, um uns etwas Neues kosten zu lassen. Auch mit den beiden Sekretärinnen führten wir das eine oder andere Gespräch. Wir fühlten uns rundum gut aufgenommen in Los Carlitos. Auch unsere Freizeit haben wir sehr bunt gestaltet. Viel Zeit verbrachten wir mit Belindas Enkel Juan, der für uns schon bald zum kleinen Bruder und Freund wurde. Wir gingen mit ihm ins Baseballstadium oder Eisessen. Im Hostal lebten neben uns noch drei deutschsprachige Studenten aus der Schweiz und aus Deutschland. Gemeinsam backten wir Pizza, fuhren an den Strand, oder spielten einfach mal am Abend eine Runde Jenga. Der Strand selbst wurde wohl zu unserem Lieblingsort in León. Dort hatten wir durch Paóla, welche wir relativ am Anfang unserer Zeit in Nicaragua kennenlernten, bald ein paar Freunde, nahmen eine Surfstunde und konnten Schildkröten beobachten. Auch die Vulkane Cerro Negro und Telíca besuchten wir. So boardeten wir den schwarzen Hügel des Cerro Negros bei Sonnenaufgang hinunter und blickten in den glühenden Krater des Volcán Telíca. Die Insel Ometepe durften wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen. Ebenso wenig wie die Laguna Asososca, die uns mit ihrem satten blauen Wasser und ihrer ruhigen Lage wirklich überwältigte. Es waren wunderschöne Erlebnisse, die uns sowohl kulturell als auch landschaftlich mit unserer, wie wir nun gerne sagen zweiten Heimat Nicaragua vertraut machten.

Natürlich war auch nicht immer alles perfekt. Vor allem zu Beginn unserer Reise waren wir oftmals sehr überfordert, fühlten uns, als wären wir einfach ins kalte Wasser geworfen worden. Das Spanischsprechen fiel uns noch deutlich schwerer, es war etwas ganz anderes als im Unterricht. Doch mit der Zeit gewöhnten wir uns an die so ganz andere Welt und passten uns sogar so weit an, dass Belinda manchmal meinte, dass wir schon richtige Nicas wären. Wir haben nicht nur unser Spanisch verbessert, sondern auch unseren kompletten Horizont erweitert und somit unsere Sicht auf die Welt verändert. Es war das erste Mal so lange weg von zuhause, das erste Mal ganz ohne Eltern. Eigentlich bestand unsere gesamte Reise nur aus ersten Malen, denn alles war neu für uns. Wir haben gelernt, Verantwortung zu übernehmen und sind nebenbei ein Stück erwachsener geworden. Neben den neuen Freundschaften, die wir gewonnen haben, konnten wir auch die unsere stärken und viel übereinander lernen.

Wir können es kaum erwarten, wieder zurückzukehren – en la país de nuestras sueños. Dankbar für all die schönen, lehrreichen Momente blicken wir heute auf die wohl besten Monate unseres bisherigen Lebens zurück. Unser Dank gilt insbesondere der Städtepartnerschaft Salzburg-León, ohne die diese Reise überhaupt nicht hätte stattfinden können. Auch dem Team vor Ort sind wir zu größtem Dank verpflichtet. Sie alle haben uns perfekt auf die Reise vorbereitet und sind uns auch dort stets unterstützend zur Seite gestanden. Wir sind so froh darüber, dass wir diese Möglichkeit ergriffen haben. In keiner Sekunde haben wir unsere Entscheidung bereut. Es lohnt sich immer, ein Stück aus der eigenen Komfortzone herauszutreten, um die Welt besser kennenzulernen, das Leben besser zu verstehen.